Campus-Idee
Der Veranstaltungsort für die Konferenz war mehr als nur eine neutrale Austragungsstätte: In seiner Struktur spiegelt er selbst zentrale Konferenzthemen wider, wie etwa „Die Kraft des Experimentierens“ oder „Bibliotheken als innovative Orte der Stadtgesellschaft“. Entwickelt wurde die originäre Konferenzarchitektur durch das projektbezogen und interdisziplinär arbeitende Team von raumlabor berlin, das im Rahmen seiner Projekte experimentelle Architektur, Städtebau und Aktionskunst miteinander verknüpft.
Mit dem temporären Bau wurde eine Kernidee der Konferenz direkt in die Tat umgesetzt: Öffentliche Bibliotheken müssen neu gedacht und gestaltet werden und vor allem noch näher an die Menschen rücken, die sie besuchen und beleben. Darüber hinaus ergab sich durch dieses räumliche Setting der intendierte Werkstattcharakter der Konferenz. Über den theoretischen Diskurs hinaus wurde hier „nicht nur geredet“ und zugehört, sondern es fanden beteiligungsorientierte Formate statt, bei denen sich auf internationaler Ebene ausgetauscht wurde. Es wurde zusammen diskutiert und gearbeitet, aber auch experimentiert und erprobt.
raumlabor berlin hat für die Konferenz eine Struktur geschaffen, in der die Räume sozusagen mitdenken helfen. Alle Räume waren unterschiedlich gebaut, die Holzstruktur und eine einfache Einrichtung machten den liebevoll „Campus“ genannten Aufbau extrem flexibel nutzbar. Die Mittelpasserelle als Verbindung zwischen allen Räumen und dem Plenum ermöglichte Kommunikation und bot Einblicke in die Werkstatträume.
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) hat nur sehr eingeschränkte Räumlichkeiten und ist regelmäßig überfüllt. Sie kämpft seit Jahren für einen Bibliotheksneubau. Veranstaltungsräume gibt es in der Amerika-Gedenkbibliothek nicht. So entstand früh die Idee, mit der Konferenz „vor die Tür“ zu gehen. An dem Ort, an dem auch der Neubau der ZLB entstehen soll, erfolgte mit der Veranstaltung so ein erster wichtiger Schritt in eine neue Zukunft: Bibliotheken müssen sich noch mehr öffnen, noch stärker die Communities bei der Entwicklung ihrer Angebote einbeziehen, um Zugänglichkeit zu signalisieren und den Erwartungen der Stadtgesellschaft hinsichtlich ihrer Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsspielräume gerecht zu werden.
Der Campus wurde auch für das an die Next Library® Conference anschließende erste Berliner Bibliotheksfestival weiter genutzt.
Campus-Materialien
Während die Materialien der Unterkonstruktion und der Halle ursprünglich bei einer Holzbauausstellung in Biberach zum Einsatz kamen, wurde der umfangreich verwendete Gerüstbau angemietet. Die insgesamt neun plug-ins (Workshop-Räume) bestanden zum großen Teil aus Neumaterialen. Diese selbstgebauten und transportfähigen Module konnten einfach demontiert und an einem neuen Ort problemlos wieder aufgebaut werden
Campus-Nachnutzung
Nach Abschluss der Konferenz und des Festivals wurde der Campus abgebaut und eingelagert.
raumlabor berlin steht für dessen Nachnutzung aktuell mit verschiedenen Interessent*innen in Kontakt, z.B.:
- der Stadtbibliothek Pankow für einen Sommererweiterungsbau,
- einem Kreuzberger Jugendclub für ein Jugendparlament,
- der Floating University Berlin für wetterfeste Seminarräume für das nächste Semester,
- einem Bio-Hühnerhof in Mecklenburg für neue Hühnerställe,
- einer Ateliergemeinschaft von Künstler*innen in Brandenburg für Atelierräume,
- sowie dem Coop Campus, Teil des westlichen Jerusalem-Friedhofs V in Neukölln, einem kreativen Lern-, Arbeits- und Begegnungsort, der die Nachbarschaft miteinbezieht.